Eine surreale Szene, die die Verschmelzung verschiedener Konzepte visualisiert

Kreative Konzepte entwickeln und Disruptionen schaffen

Intersektionale Innovation – der Medici Effekt

In einer Zeit, in der Innovation und Disruption die wichtigsten Schlagworte der Wirtschaft sind, ist es wichtig zu verstehen, wie eigentlich die wirklich großen Sprünge gemacht werden.

„Innovationen entstehen an den Schnittstellen“

Mit diesem Satz ist das Buch „Der Medici Effekt“ bekannt geworden und zeigt, wie bahnbrechende Ideen durch die Kombination verschiedener Disziplinen, Kulturen und Branchen entstehen.1

In diesem Artikel werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Kernideen des Medici Effekts und geben praxisnahe Tipps, wie Sie Ihre Fähigkeiten in der kreativen Problemlösung weiterentwickeln können.

Was ist der Medici Effekt?

Der Medici Effekt basiert auf der Beobachtung, dass die spannendsten und disruptivsten Innovationen dort entstehen, wo unterschiedliche Denkweisen, Fachgebiete und Kulturen aufeinandertreffen. Jeder dieser „Bereiche“ beinhaltet einen Satz Konzepte, die (bislang) nur in diesem Bereich Anwendung finden.

Verschiedene Bereiche miteinander zu verbinden, führt demnach zu einer Explosion neuer Möglichkeiten, denn kombiniert man fachfremde Konzepte miteinander ergibt sich ein exponentielles Wachstum der Möglichkeiten. Hätte man beispielsweise die Fähigkeit 20 einzigartige Konzepte aus 10 Feldern frei zu kombinieren hätte man schon 20^10 = 10,24 Billiarden Optionen geschaffen. Natürlich ist das in der Praxis nicht ganz zutreffend, da viele der Optionen nicht kombinierbar sind, dennoch kann man davon ausgehen, dass bei dieser riesigen Zahl wenigstens ein paar hervorragende Ideen dabei sind.

Die erfolgreichsten Erfinder verbinden oft in einer Person das Wissen aus verschiedenen Bereichen. Denken Sie nur an Leonardo da Vinci, der Kunst, Wissenschaft und Technik miteinander verband und bekanntermaßen einer der produktivsten Menschen aller Zeiten, und ein Virtuose in allen drei Bereichen war. Oder an moderne bionische Technologien wie Greifer, die mit der mikroskopischen Struktur von Gecko Füßen ausgestattet sind 2.

Innovation an Schnittstellen: Iteration vs. Disruption

Kreativität ist wie ein guter Witz: Sie verbindet scheinbar unvereinbare Konzepte.

Ein zentraler Aspekt des Medici Effekts ist die Unterscheidung zwischen direktionalen Innovationen (also schrittweisen Iterationen) und intersektionalen Innovationen – die nicht selten Paradigmenwechsel mit sich bringen und dann als Disruption gelten. Während man bei direktionalen Innovationen bestehende Konzepte weiterentwickelt, öffnen sich mit intersektionale Innovationen Türen zu bislang unerschlossenen Märkten und Anwendungen.

Interessanterweise brauchen solche radikalen Disruptionen oft weniger spezialisierte Expertise, denn es gibt schlicht niemanden, der sich damit auskennt. Man muss selbst erforschen, was nötig ist um die Idee zielführend zu realisieren, was hauptsächlich den Charakter des Erfinders erfordert: allgemeine Problemlösungsfähigkeiten, Motivation und eine breite Bildung ermöglichen bislang nicht verknüpfte Konzepte zu einer neuen Lösung zu vereinen und diese mit beschränkten Ressourcen umzusetzen.

Für den Wettbewerb mit Iterationen benötigt ein Unternehmen hingegen große F&E Abteilungen mit erfahrenen Experten, die eine sehr fokussierte Spezialisierung mitbringen. Schließlich wird es zunehmend schwerer ein bestehendes Konzept immer wertvoller auszuführen und zu ergänzen – ohne dabei eine Explosion der Kosten zu bewirken.  

Der Wechsel zu einem andersartigen Konzept hingegen, kann allein durch einen anderen Ansatz mehr Wert für den Kunden schaffen. Als Beispiel hierfür kann man die Einführung des I-Phones sehen, dass durch sein hochauflösendes Touch-Display effektiv die Fähigkeiten eines Computers mit denen eines Telefons verband und so einen deutlich vielfältigeren Gebrauch ermöglichte.

Auch zur Wahrheit gehört, dass eine intersektionale Innovation ein höheres Risiko mit sich bringt, stattdessen eine schlechtere Lösung zu erschaffen. Doch auch beim Innovieren kann man Erfahrung sammeln und so sind die erfolgreichsten Start-ups oft nicht der erste Anlauf eines Gründers, sondern basieren auf den Erfahrungen vorigen Scheiterns. Sprich: je öfter man nach intersektionalen Innovationen sucht, desto besser wird man darin auch erfolgreiche Lösungen zu erdenken.

Im Grunde ist das Potenzial der Disruption auch der einzige Vorteil, den ein Start-up gegenüber etablierten Unternehmen hat. Es hat zu Beginn keine erfahrenen Mitarbeiter, kein Geld und kein Vertriebsnetz. Nur der Mut etwas Neues zu wagen und die fehlende Betriebsblindheit, die „normalerweise“ eine Lösung unmöglich scheinen lässt.

Die Überraschungseffekte und der Innovationssprung, den eine intersektionale Idee ermöglicht, können ganze Industriezweige revolutionieren. Am Beispiel der Automobilindustrie wird klar, das neue Technologien wiederholt den Markt revolutioniert haben. Zunächst der Sprung von Pferden zum Automobil; neue Materialien und Techniken sowie neue Systeme in der Fertigung führten zu einer fast vollständigen Verdrängung der Pferdekutsche. Über viele Jahrzehnte wurde das Automobil inkrementell immer besser; effizientere Motoren, Sicherheitssysteme, Aerodynamik usw. alles wurde von Generation zu Generation besser. Bessere technologische Möglichkeiten in Bezug auf Rechenleistung, Software, Elektromotoren und Batterietechnik ermöglichen jetzt den weitreichenden Umschwung zur Elektromobilität. Mit leistungsfähigerer KI werden wir vermutlich nochmals eine Disruption, weg vom Privatfahrzeug, hin zu autonomen Fahrzeugflotte oder gar Flugtaxis erleben. Wer weiß vielleicht gibt es in vielen Jahren auch Teleportation – die Idee besteht schon lange, die Voraussetzungen nicht.

Kreativität fördern: Wege zu neuen Ideen

Um Ihre Fähigkeit zur kreativen Problemlösung zu steigern, ist es essenziell die inneren Widerstände gegen das Neue und die Veränderung abzulegen. „Das geht nicht“, „das haben wir noch nie so gemacht“, „wenn es eine gute Idee wäre, hätte es schon jemand anderes gemacht“. Solche Sprüche hört man ständig und doch sind sie nichts mehr als Scheinargumente, die ein Ausdruck der Furcht vor dem Unbekannten sind. Um wirklich innovativ zu arbeiten ist es notwendig diese assoziativen Barrieren abzubauen. Hier einige Tipps:

  • Vielfalt als Inspirationsquelle: Bauen Sie Teams mit Menschen aus unterschiedlichen Fachbereichen und anderen Branchen auf. Lesen Sie fachfremde Bücher und beschäftigen Sie sich mit Themen, die außerhalb Ihrer Komfortzone liegen.
  • Annahmen umkehren: Beginnen Sie damit, das Konventionelle zu hinterfragen. Überlegen Sie: Was sind die Grundsätze eines Produkts? Wie sähe es aus, wenn Sie das Gegenteil annähmen?
  • Trainieren Sie es, absurde Gedanken auszuhalten und spielen Sie mit dem Unmöglichen. Wenn es Magie gäbe, wie sähe die ideale Lösung aus?
  • Perspektivwechsel: Betrachten Sie Probleme aus mindestens drei verschiedenen Blickwinkeln. Versetzen Sie sich dabei bspw. in die Lage von Geschäftsleitung, Produktion, Endkunden und Marketing oder nehmen Sie verschiedene Rollen nach der Disney Methode an; Träumer, Realist, Kritiker und Beobachter.
  • Schnittstellenjagd: Suchen Sie gezielt nach ungewöhnlichen Zusammenhängen. Ein Gedankenspaziergang, bei dem Sie zufällige Gegenstände auswählen und deren Eigenschaften mit Ihrem Problem verknüpfen, kann erstaunliche neue Ideen zutage fördern. Fällt ihnen nichts ein, dann nutzen Sie einfach den „Zufälliger Artikel“ Button auf Wikipedia!

Doch auch die Wahl des Teams ist entscheidend; nicht jeder fühlt sich wohl in der kreativen Entfaltung und ein kreativerer Ansatz ist nicht immer der beste. Einfache, wiederholbare Aufgaben, werden besser von homogenen Teams gelöst. Erfolgreiche Erfinder haben neben einem breites Wissen Spaß am Entdecken und Lernen von Neuem.

Zwei Wege zur Kreativität

Kreative Einfälle können auf zwei Arten entstehen: 

  1. Geistesblitze: Diese Momente der plötzlichen Einsicht geschehen oft nach einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Thema, gefolgt von einer Phase der Entspannung – der sogenannten Inkubationsphase. Unser Unterbewusstsein forscht währenddessen weiter nach Lösungen und verknüpft testweise Konzepte, denen man zufällig ausgesetzt ist, mit dem Problem. Bis der Geistesblitz eine vielversprechende Verbindung offenbart. Zunutze machen kann man sich diesen Effekt mit Slow-Motion-Multitasking; längere Zeiten des Fokus auf verschiedene Projekte wechseln sich ab. 3
  • Der forschende Verstand: Hier bemerkt ein neugieriger und ganzheitlich denkender Charakter per Zufall etwas Ungewöhnliches und geht diesem auf den Grund. Nur wer das nötige Hintergrundwissen und die nötigen Ressourcen besitzt, kann die Signifikanz dieser Entdeckung – wie bei den legendären Beispielen von Pasteur, Fleming oder Röntgen – auch wirklich erkennen.

Von Brainstorming zu individuellen Ideenprozessen

Viele Unternehmen nutzen Brainstorming, um neue Ideen zu generieren – doch Studien zeigen, dass Gruppenbrainstorming oft kontraproduktiv ist. So belegten Michael Diehl und Wolfgang Stroebe in ihrer Studie (1987), dass ein individuelles Brainstorming „jeder für sich“ doppelt so viele gute Ideen produziert, wie ein Brainstorming im Team. Denn im Team bewirkt das „Blocking“, dass man die meiste Zeit mit Zuhören verbringt und dabei selbst nicht ungehemmt Ideen generieren kann. 

Es gibt eine Vielzahl von Kreativitätstechniken und jede hat Ihren Anwendungsfall. Brainstorming ist zumeist nicht die beste Option, aber wenn Sie sie einsetzen, beachten Sie dieses Vorgehen:

  • Problem klar definieren. 
  • 20 Minuten individuelles Brainstorming: Alle Ideen werden zunächst allein gesammelt. Je verrückter eine Idee wirkt, desto besser, denn eine realistische Idee baut oft auf einer abstrusen Idee auf.
  • Aktives, schnelles Brainstorming in kleinen, diversen Gruppen. Wichtig ist zunächst nicht zu bewerten, sondern nur zu generieren.
  • Erst danach werden die Ergebnisse zusammengetragen und ausgewertet.

Diese Methode ermöglicht es jedem, ungestört zu denken, und fördert die Entwicklung zahlreicher Ansätze, aus denen die besten Ideen ausgewählt und weiterentwickelt werden können.

Firmenwerte als Innovationsbremse

Firmen mit einer starken Unternehmenskultur definieren sich oft über eine bestimmte Rolle, die sie im Markt einnehmen. Diese fest verankerten Werte und Strukturen machen es jedoch schwer, aus etablierten Mustern auszubrechen und neue Wege zu gehen. Besonders Unternehmen, die innovativ bleiben wollen, sollten bewusst ihre traditionellen Vorstellungen hinterfragen, um auch unkonventionelle, aber zielführende Geschäftsmodelle in Betracht zu ziehen. Ein Beispiel dafür ist Pixar: Ursprünglich produzierte das Unternehmen ausschließlich Kurzfilme und Werbespots, da die Produktion eines vollständigen Animationsfilms als zu aufwendig galt. Disney hingegen, mit seiner tief verwurzelten Tradition in der Produktion abendfüllender Filme, hätte diesen Ansatz wohl nicht verfolgt.

Um sich von einschränkenden Netzwerken und Strukturen zu lösen, können Unternehmen gezielt Abhängigkeiten reduzieren und sich auf potenzielle Widerstände vorbereiten, die mit einem solchen Wandel einhergehen. Ein häufiges Vorgehen ist die Ausgründung einer Tochtergesellschaft, die den Raum erhält, sich neu zu definieren. Eine andere Möglichkeit ist es einen externen Partner wie Innokappa für eine ungehemmte Ideenfindung zu Rate zu ziehen.

Scheitern als Chance: Resilienz und Risikomanagement

Innovative Ideen bergen immer ein gewisses Risiko – und das Scheitern gehört fast zwangsläufig dazu. Unternehmen und Innovatoren, die großartige Ideen erschaffen, wissen: 

  • Fehler sind Lernchancen: Manchmal hat man Erfolg und manchmal lernt man.
  • Man muss damit rechnen, dass ein Teil der Versuche scheitern wird.
  • Iterative Prozesse: Erfolgreiche Innovationsmanager planen mehrere Iterationen ein und reservieren dafür Ressourcen.
  • Frontloading: Man sollte sich für die Konzeptphase ausreichend viel Zeit lassen, denn mehr Zeit für bessere Ideen zahlt sich insgesamt aus (siehe Artikel)

Fazit: Eine Explosion neuer Möglichkeiten

Der Medici Effekt macht deutlich, dass die Kombination unterschiedlicher Disziplinen, Kulturen und Perspektiven der Schlüssel zu bahnbrechender Innovation und echter Disruption ist. Durch das bewusste Fördern von Kreativität und das Zulassen von Fehlern als Teil des Innovationsprozesses öffnen Sie sich und Ihrem Unternehmen die Tür zu völlig neuen Möglichkeiten.

Bleiben Sie neugierig, experimentierfreudig und vor allem: Haben Sie den Mut, immer wieder neue Wege zu gehen!

Hier ein Angebot zur Starthilfe: Vereinbaren Sie einfach einen unverbindlichen Termin mit uns und wir helfen Ihnen gerne, innovative Ideen zu entdecken und Ihren Entwicklungsprozess kreativer zu gestalten.


  1. Johansson, Frans (2006): The Medici effect. What elephants and epidemics can teach us about innovation. Boston, Mass.: Harvard Business School Press. ↩︎
  2. Gecko-Material: Precise Handling Solutions | INNOCISE GmbH​ ↩︎
  3. A powerful way to unleash your natural creativity | Tim Harford ↩︎

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